Ratsgremien wollen am 6. April über den Musik-Campus entscheiden: Neuer Änderungsantrag

»Zwischen Hoffen und langer Bank«

Kommt er nun, der Musik-Campus? Wenige Tage vor der Ratsentscheidung am 6. April sieht es so aus, als werde das Großprojekt mit Änderungswünschen erneut ausgebremst und wieder auf die lange Bank geschoben. Ein Zwischenbericht.

Beraten, auf die lange Bank geschoben? Die Geschichte einer Musikhalle für Münster, die 2008 bei einem Bürgerentscheid beendet schien, hat sich seit 2016 verheißungsvoll entwickelt. Weil die münstersche Musikhochschule Raum braucht und bauen will; weil die Westfälische Schule für Musik das marode Domizil am Aasee verlassen möchte; weil das Sinfonieorchester Münsters Proben- und Auftrittsräume benötigt. Vom Kindergartenkind in der musikalischen Früherziehung über den jungen Pianisten bis hin zum Jungakademiker und Profimusiker: Das ist die Idee eines Campus, der am universitätseigenen Standort am ehemaligen Pharmazie-Campus nördlich des Schlossgartens ein kultureller Kern für ein urbanes Kulturquartier werden könnte und auch die Freie Musikszene aufnimmt.

Am Mittwoch, 6. April, kommt es im Kulturausschuss und im Rat zum Schwur. Es geht um die größte kulturelle Investition Münsters seit dem Bau des Theaters 1956. 285 bis 300 Millionen Euro stehen im Raum. Momentan sieht es allerdings wieder nach Verschiebebahnhof aus. Das Ratsbündnis aus Grünen, SPD und Volt vermisst nach wie vor ein „tragfähiges Konzept“ und verlangt, dass die geplanten 30 Millionen für einen Konzertsaal auf keinen Fall aus städtischen Mitteln aufgebracht werden sollen. Der Plan eines Campus soll aber weiterverfolgt werden. Bis wann?

Zustimmung und Vorbehalte

Zuletzt verliefen die Gräben durch alle Fraktionen. Die Stimmung in der Bevölkerung allerdings hat sich gedreht. Wurde 2008 das vermeintlich „Soziale“ gegen ein vermeintlich elitäres Hallen-Projekt ausgespielt, so sind jetzt mit Musikschule und Musikhochschule Akteure an Bord, die ein Höchstmaß an Integration, musischer Beteiligung und Bildung versprechen. Eine Umfrage in Münster ergab 72 Prozent Zustimmung für die Campus-Pläne. Investitions- und Betriebskosten eines solchen Großprojekts allerdings bereiten vielen Kopfschmerzen.

Rückblick: Im Sommer 2016 verständigten sich die Stadt Münster und die Westfälische Wilhelms-Universität Münster auf eine an das Land NRW gerichtete Absichtserklärung, einen Musik-Campus für die Westfälische Schule für Musik, das Sinfonieorchester der Stadt Münster und die Musikhochschule der Universität zu planen. Herzstück des Campus sollte ein Konzertsaal sein, der auch als universitärer Kongresssaal nutzbar ist.

Die Kooperationsidee: Die Uni Münster verfügt hinter dem Schlossgarten über ein eigenes großes Grundstück (ehemaliger Standort der pharmazeutischen Chemie) und will seit Jahren schon die Raummisere ihrer Musikhochschule am Ludgeriplatz sowie an weiteren Teil-Standorten beenden. Die Westfälische Schule für Musik braucht ebenfalls viel mehr Platz und neue Technik. Als dritter Nutzer kommt das Sinfonieorchester der Stadt Münster ins Spiel. Die Freie Kultur-Szene, bis heute allerdings im Blick auf den Campus weiterhin ohne einheitliche Linie, wurde ebenfalls ins Boot geholt.

Die Universität Münster wird in jedem Fall bauen. So viel steht fest. Stellt sich die Frage, ob Münster Mut und Mittel hat, sich mit etwa einem Drittel der Kosten an den starken Partner Universität und das Land NRW anzulehnen. Der Campus kostet knapp 300 Millionen Euro, die Stadt Münster müsste etwa 100 Millionen berappen und möchte diesen Anteil natürlich gerne aus Zuschuss-Töpfen und privaten Spenden abfedern. Als jährliche Belastung wird der Betrag von 4,7 Millionen Euro für den städtischen Haushalt angegeben.

Eine Modernisierung der Westfälischen Schule für Musik würde laut Verwaltung 40 Millionen Euro kosten. Brächte man Musikschule und Sinfonieorchester im Alleingang zusammen, käme man in die Nähe der städtischen Anteile am Campus.

Zuletzt war die Rede von privaten Großsponsoren, die zehn Millionen für die Konzerthalle aufbringen könnten. Eine Spendenoffensive oder bürgerschaftliche Beteiligung wäre erforderlich.