Erste städtebauliche Studien zum Musik-Campus Münster / Musikfachliches Gremium soll Planung flankieren

Großprojekt nimmt langsam Fahrt auf

Zuletzt war es eher ruhig um das Großprojekt „Musik-Campus“ Münster. Nach der Förderzusage des Bundes in Höhe von 20 Millionen Euro und einer erneuten Info-Veranstaltung kommt nun neues Leben in die Planung. Sie reichen von ersten städtebaulichen Projektstudien bis hin zu einem „Musikfachlichen Begleit- Gremium“, das in Kürze seine Arbeit aufnehmen und die Planungen flankieren wird.

Ein halbes Jahr ist seit dem Grundsatzbeschluss des münsterschen Rates für die Planung eines Musik-Campus für Münster ins Land gegangen. Mittlerweile hat der Bund überraschend zeitig 20 Millionen Euro für das bislang auf 286 Millionen Euro geschätzte kulturelle Großprojekt in Aussicht gestellt. Aber auch hinter den Kulissen ist, wie bei einer Info-Veranstaltung mit rund 80 geladenen Gästen der institutionellen und freien Musikszene deutlich wurde, einiges passiert. So gibt es, wie die Gäste im „Jovel“ erstaunt zur Kenntnis nahmen, erste städtebauliche Projektstudien eines Frankfurter Architekturbüros. Die wurden nach den ersten interfraktionellen Arbeitstreffen flankierend angefordert.

Erste städtebauliche Skizzen

Unterschiedliche Lösungen wurden bereits visualisiert, vom baulichen Monoblock bis zu Duett- und Terzett-Lösungen mit zwei oder drei Baukörpern. Offenbar favorisieren die beteiligten Politikerinnen und Politiker aber mit Blick auf die grüne Umgebung und die Versiegelungspro­blematik eine kompakte Baulösung, die sich ohne großen Flächenverbrauch harmonisch in die Landschaft nördlich des Schlossparks einfügt. Dies eröffnete Projektleiter Jörg Krause der versammelten Musik- und Kulturgemeinde.

Das alles ist noch Vision und Zukunftsmusik bis ins Jahr 2030 hinein, wenn der Campus idealerweise fertig sein soll. Konkret wurde es allerdings nach Zwischenfazit, Zahlen, Bildern und Bekenntnissen am Ende der über zweistündigen Veranstaltung. So wird sich laut Auskunft von Projektleiterin Dr. Ulrike Blanc in den nächsten Tagen ein „Musikfachliches Begleitgremium“ für den Musikcampus bilden. Neben Generalmusikdirektor Golo Berg, Musikschuldirektorin Friedrun Vollmer, Musikhochschul-Dekan Stephan Fro­leyks und Theater-Verwaltungsdirektorin Rita Feldmann sollen acht Personen der sogenannten Freien Szene in diesem Gremium vertreten sein. Eine Idee, die nach wiederum teilweise kontroverser Debatte über Sinn und Probleme des Großprojekts auf positive Resonanz stieß. Am 20. Dezember will sich das Gremium im Theaterfoyer zusammenfinden und eine Arbeits- und Termingrundlage schaffen. Wie Ulrike Blanc erläuterte, soll das Gremium nicht nur die Voraussetzungen und Raumkonzepte für einen Architektur-Wettbewerb begleiten, sondern sich auch über Programmatik und die Syn­ergien des künftigen Campus austauschen.

Am Dienstagabend zeigte sich erneut, dass es zumindest unter den „freien Musikakteuren“ weiterhin Vorbehalte gegen eine zu starke Zentralisierung und Fokussierung auf das Großprojekt gibt. Vertreter von „Monokultur“ Münster e. V. äußerten sich in diese Richtung, bekamen allerdings zugleich Gegenwind – etwa aus der Chorszene, wo die Vorfreude auf adäquate Proben-, Konzert- und Auftrittsorte offenbar sehr viel deutlicher ausgeprägt ist. Kulturdezernentin Cornelia Wilkens wies noch einmal beschwichtigend auf das beschlossene „Musikförderkonzept“ hin, das die freien Musikakteure bewusst in den Blick nehme und zu dem sich der Rat auch in seinem Finanzhaushalt klar bekenne.

Kritik, Anregungen, Aufbruch

In Speed-Datings holte die Moderatorin des Abends, Elke Frauns, künftige Ankernutzer und Vertreter der städtischen Musiklandschaft aufs Podium. Golo Berg wünschte sich den „Blick über den eigenen Horizont“, Friedrun Vollmer einen Campus wie einen „Farbkasten“, mit dem sich „herrliche Bilder“ malen lassen. Dirigent Joachim Harder (Einklang-Philharmonie) mahnte an, die Freie Szene mit ihrer Stadtteilkultur nicht zu vergessen, was Golo Berg mit dem Satz quittierte, es werde ja niemand dazu gezwungen, beim Campus mitzutun. Alles in allem überwog nach zunächst auch kritischen Interventionen die gemeinsame Aufbruchsstimmung.

Oberbürgermeister Markus Lewe leuchtete wie mit einer adventlichen Kerze die Situation aus, in der Kultur und Musikszene Münsters heute wohl ohne die Aussicht auf einen Campus stünden. Dann sähe es mit einer maroden Musikschule, einer räumlich abgewirtschafteten Musikhochschule und einem Sinfonieorchester ohne adäquate Proben- und Konzerträume auf lange Sicht finster aus.

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Zahlen und Fakten zum Musik-Campus Münster

Am 18. Mai 2022 hat Münsters Rat einen Grundsatzbeschluss für die Planung eines Musik-Campus gefasst. Er soll Musikhochschule, Musikschule, Sinfonieorchester und Freie Musikszene auf dem früher naturwissenschaftlich genutzten Uni-Gelände nördlich des Schlossgartens in Münster vereinen. Die Gesamtkosten von bislang geschätzten 286 Millionen Euro teilen sich wie folgt auf: 131 Millionen schultert die Musikhochschule der Universität über das Land NRW, 70 Millionen die Stadt Münster für Musikschule, Sinfonieorchester und freie Musikszene. 85 Millionen sind gemeinsam für den Konzertsaal aufzubringen, der bis zu 1200 Gäste fassen soll. 20 Millionen kommen hier von der Uni, weitere 20 sind vom Bund versprochen. Bleiben 45 Millionen an Rest, die durch Spenden und Drittmittel aufzubringen sind.,2023 soll ein städtebaulicher Architektenwettbewerb eingeläutet werden, der Ende 2024 bewertet wird. Sollte dann, nach sichergestellter Finanzierung und Baubeschluss, 2027 die Grundsteinlegung erfolgen, könnte der Musikcampus im Idealfall 2030 eröffnet werden.